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Red © Simon Lee Gallery

Rückblick

Vasily Klyukin: Civilization

The island of the day before

06.08.2021 - 29.08.2021

Vasily Klyukin: Civilization. The island of the day before. Ausstellungsansicht. Foto © Sandro E. E. ZanzingerVasily Klyukin: Civilization. The island of the day before. Ausstellungsansicht. Foto © Sandro E. E. ZanzingerVasily Klyukin: Civilization. The island of the day before. Ausstellungsansicht. Foto © Sandro E. E. ZanzingerVasily Klyukin: Civilization. The island of the day before. Ausstellungsansicht. Foto © Sandro E. E. ZanzingerVasily Klyukin: Civilization. The island of the day before. Ausstellungsansicht. Foto © Sandro E. E. ZanzingerVasily Klyukin: Civilization. The island of the day before. Ausstellungsansicht. Foto © Sandro E. E. ZanzingerDNA (Miescher) © Vasily KlyukinMagnetism © Vasily KlyukinMagnetism (2) © Vasily KlyukinRed © Simon Lee Gallery

Der in Moskau geborene Künstler Vasily Klyukin zeigt in seiner Bank Austria Kunstforum Ausstellung „Civilization. The island of the day before“ eine verdichtete Sicht auf das Universum (kuratiert von Anne Avramut). Wie bei früheren Ausstellungen im Russischen Staatsmuseum St. Petersburg oder Arsenale Nord während der Venedig Biennale , nimmt Klyukin seine Betrachter auf einer Wallfahrt der Selbsterkenntnis. Klyukin arbeitet in Polykarbonat und Stahl und entwirft monumentale Werke (bis zu 6m hoch), die den Grundthemen des zeitgenössischen Menschen nachgehen: wo kommen wir her, wo gehen wir hin und vor allem was ist der Ausgang dieser Reise? Als langjähriger Verfechter des Klimaschutzes beschäftigt sich Klyukin mit dem kollektiven Agieren der Menschheit und mit den Folgen dieses Handelns auf unser Umfeld und macht immer wieder darauf aufmerksam, dass ein dystopischer Ausgang, gekennzeichnet von Fata Morganas der Verdammnis, des Verlustes und der Sinnlosigkeit, am allerwahrscheinlichsten ist.  Seine Figuren lehnen deswegen in einem breiten Spektrum sowohl an die Optik und Haptik verbrannter Waldlandschaften an, sowie an pulsierende Naturlandschaften und an der explodierenden Farbigkeit digitaler Bildschirme.  Klyukin’s Figuren, basierend auf numerischen Daten von mathematischen Formeln und geographischen Koordinaten, vereinen die Präzision physikalischer Gesetze mit der künstlerischen impulsiven Geste und anthropologischen Überlegungen zu unserer Zeit.

 

„Civilization. The island of the day before“ ist ein Streifzug durch den Anthropozän – von Anfang bis ans Ende. Klyukin bietet eine zyklische Sicht der Geschichte: Harmonie gefolgt von Disruption die in Zerstörung gipfelt und letztendlich einen Neuanfang bedeutet. Vor der Menschheit wird die Natur vom Künstler als symbiotische Harmonie von Urelementen: Wasser, Luft, Erde und Feuer dargestellt. Im Kern von Klyukins Universum ist die menschliche ratio – die causa prima der Welt, so wie wir sie kennen und das zentrale Disruptionselement, welches im Endeffekt Prozesse in Gang gesetzt hat, die sich heute dem Urheber komplett entziehen. Der Künstler fangt den Augenblick ein in welchem der Mensch, der sich selbst ins Zentrum der Schöpfung gestellt hat und die Rolle des Demiurgen übernommen hat, mit den unumkehrbaren Konsequenzen seines Handelns konfrontiert ist. Das Ergebnis ist Zerstörung, das Vermächtnis ein starres Anti-Zentrum, in dem sämtliche molekulare Bewegung ausgestorben ist und alle Geschichten zu Ende sind. Genau wie in Umberto Eco’s gleichnamigem Buch, befindet sich der Protagonist der Ausstellung, die Menschheit, auf der Suche nach der ultimativen Lösung für sein Überleben und blickt dabei in die falsche Richtung, auf die „Insel des gestrigen Tages“.  Das menschliche Wesen und seine Handlungsmacht sind in Klyukins Werk allgengenwärtig: das Bestreben durch Beschäftigung mit sich selbst und durch Selbsterkenntnis die Welt zu verstehen, geht weit zurück. Ernst Cassirer bezeichnete Selbsterkenntnis als den „archimedischen Punkt“ unseres Denkens und meinte damit den von Archimedes entdeckten Dreh- und Angelpunkt durch den ein mechanischer Hebel funktioniert. Seit den Vor-Sokratikern , wurde der Gedanke eingeführt, dass die Welt ohne tiefgründige Kenntnis vom Menschen nicht erklärbar sei, allgemein bekannt durch die Inschrift an einer Säule in dr Vorhalle des Apollon-Tempels in Delphi, die auffordert: “γνῶθι σεαυτόν – Erkenne Dich selbst.“ Logisches Denken und die Fähigkeit zur Selbstreflektion, sowie auch die resultierende Selbsterkenntnis sind für Klyukin das sechste Element das die Welt bestimmt. Unerwartet setzt der Künstler eine zeitliche Wendung ein, die die Möglichkeiten der menschlichen ratio überwindet die katastrophale Verlaufskurve der Menschheit aufzeigt: der Blick des Betrachters stellt sich als einer aus der Zukunft auf die Vergangenheit zurückblickend heraus. Klyukin eröffnet mit seinen Skulpturen erstaunliche Mannigfaltigkeiten des Lesens einer ungewissen Welt, in der das Damokles Schwert ungemütlich nach an unseren Köpfen schwingt. 

Kuratorin: Anne Avramut

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