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Hunt Slonem © Hunt Slonem

Rückblick

Hunt Slonem

Die Welt der Exotik

02.09.2023 - 22.09.2023

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Gratis Eintritt

 

 

Papageien, Schmetterlinge, Hasen, diverse Formen, unterschiedliche Farbspiele, die Tiere mal parataktisch angeordnet, mal rhythmisch aneinandergereiht, im Profil oder von vorne präsentiert – das ist das Alphabet eines Künstlers, dem es offensichtlich um Schönheit in einem erweiterten Sinn geht. Zu den Tierbildern gesellen sich (fast heimlich) auch Porträts von Menschen beispielsweise Bildnisse von Abe Lincoln oder Ihrer Majestät, Elisabeth II von Großbritannien – in Rot, Violett, Grün bzw. in Schwarz-Weiß…

Bilderwelten immer wieder neu zu entwerfen und die Wirklichkeit auf vielfältige Weise zu interpretieren, war seit jeher ein großer Anspruch der bildenden Kunst. Als Konstrukteure oder Gestalter von Realitäten formulieren Künstlerinnen und Künstler ihr eigenes Bild der Welt. Besonders in realistischen Darstellungsformen offenbaren sie uns einen unverschlüsselten Zugang zur Welt und liefern somit einen unmittelbaren Kommentar zu Gegenwart. Schönheit bietet sich in den Werken dieser Maler, Zeichner und Graphiker auf unterschiedlichste Weise an: träumerisch, rätselhaft, karikierend, immer aber: erzählerisch. Auf sehr unterschiedliche Art erfahren wir Realität und Geheimnis.

 

Zu den auffallenden Narrativen im Werk des amerikanischen Künstlers gehört die Begeisterung für das Ornament. Zu den wesentlichen Eigenschaften ornamentaler Strukturen gehört es, dass sich Darstellungen immer wieder als fortlaufendes Ganzes präsentieren. Das kann eine abstrakte Linienform genauso sein, wie die Zusammenführung von gleichmäßig nebeneinander gesetzten Papageien, auch in unterschiedlicher Farbgebung. Diese Faszination, eine Kontinuität von Schmetterlingsformen im Bildraum darzustellen, zeigt, dass wir mit Hunt Slonem einen Künstler vor uns haben, der sich intensiv mit Komposition und Struktur auseinandergesetzt hat. Es ist eine Eigenheit der amerikanischen Kunst nach 1950, dass Struktur, das Anordnen von homogenen Elementen, die traditionell-europäische Komposition mit heterogenen Elementen tendenziell abgelöst hat. In dieser, relativ neuen Tradition, findet sich der Künstler wieder – auch wenn diese Methode von ihm nicht in orthodoxer Form angewendet wird. Eine Ansammlung von Hasen mit ihren langen Ohren in unterschiedlicher Farbgebung hat sogar die Qualität eines All-Overs, also einer Komposition ohne eigentliche Mitte, ohne dominante Punkte, ohne Hauptmotiv und ohne räumliche Wirkung, also eine spezifisch amerikanische Kunstform. Es war der legendäre Jackson Pollock, der mit seinen Drip-Paintings diese Antikompositionsform in die neuere Malerei hineinlozierte.

 

Dieser Art der Bildgestaltung liegt ein wesentliches Denken zugrunde, welches von Hunt Slonem in unseren Tagen meisterhaft beherrscht wird. Es ist das Prinzip der Einfachheit. Wir sind uns bewusst, dass Einfachheit einem Zustand entspricht, der sich dadurch auszeichnet, dass nur wenige Elemente zu seiner Realisierung beitragen. Wenige Regeln sind im Spiel, damit keine eine multikausale Kettenwirkung wie bei umfallenden Dominosteinen entsteht, dass nämlich durch den ersten Stoß sich eine Umfallkette etabliert, die alle Steine ihrer vertikalen Stellung beraubt. Bei einer monokausalen Kette wird wissenschaftlich angenommen, dass genau ein Ereignis ein weiteres Ereignis hervorbringt. Nichts anderes geschieht in der Ästhetik von Hunt Slonem. Das Setzen einer Tierform evoziert die nächste, und wieder die nächste und so weiter. Das mag an die berühmteste Tautologie der modernen Kunst erinnern, aus Getrude Steins Gedicht Sacred Emily von 1913: “Rose is a rose is a rose is a rose”. So ist also ein Hase ein Hase ein Hase usw. Der Name des Tieres verkörpert genau dessen Bild und den damit verbundenen Emotionen.

 

Auch der erlauchteste Kritiker der amerikanischen Kunst, Clement Greenberg, setzte sich in seiner Schrift: Die Essenz der Moderne für Reinheit ein und plädierte für die Befreiung der Bildenden Kunst von Literatur und Philosophie. Die Kunst sollte eine Wirkung also solche erzielen und keine gemalte Literatur sein, wie bei den Surrealisten. Auch bei ihm galt Pollock als wesentlicher Bezugspunkt einer neueren Kunst, in der Einfachheit genauso wichtig war wie Strukturen ornamentaler Gestaltung. Für den bedeutenden Renaissance-Architekten und Maler Leon Battista Alberti spielte das Ornament insofern eine wichtige Rolle, da er es immer im Zusammenhang mit Schönheit sah. Nach Albertis Äußerung ist Schönheit ein idealer Zustand. Nichts in einer Architekturkomposition darf hinzugefügt oder eliminiert werden. In diesem Sinne entstehen auch die Gemälde von Hunt Slonem. Auch wenn sein Bildvokabular einer bewussten Reduktion folgt, sind gerade diese Darstellungen von einer spielerischen Präzision geprägt. Es existiert eine Kontinuität in Raum und Zeit. Das Schöne äußert sich bei allen in mannigfaltiger Weise: in Form eines Kunstspieles, als ästhetischer Schein oder auch verschlüsselt in exotischer Anmutung.

 

Dr. Tayfun Belgin

 

 

Hunt Slonem wurde 1951 in Kittery, Maine geboren. Nachdem er sein Studium an der Tulane University of Louisiana mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen hatte, studierte er Malerei an der Skowhegan School of Painting and Sculpture in New York. Zahlreiche Stipendien, unter anderem das National Endowment for the Arts Grant in Painting (1991), wurden ihm verliehen.

Seine Werke waren bereits in zahlreichen internationalen Einzelausstellungen zu sehen. In den USA wird der New Yorker Maler von der berühmten Serge Sorokko Gallery in San Francisco vertreten. Und auch an wichtigen Kunst-Projekten wie „Art in Embassies“ hat Hunt Slonem bereits erfolgreich mitgewirkt. Über fünfzig Museen weltweit beherbergen seine Bilder in ihren Sammlungen, unter ihnen das Metropolitan Museum of Art, das Whitney Museum, das Guggenheim Museum und das New Museum of Contemporary Art in New York.

 

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